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Deutschlandstipendium ohne Sinn?

Immer öfters wird die Forderung laut, das Deutschlandstipendium einzumotten. Daher möchten wir uns von Studentennachrichten einmal diesem präsenten Thema widmen. Geplant war ehemals, dass mit dem Deutschlandstipendium um die 8 Prozent aller Studenten gefördert werden sollten. So die Theorie. Die Praxis sieht aber ganz anders aus. Das Deutschlandstipendium wird gerade einmal von 1 Prozent der Studenten genutzt. Überdies entstehen durch Verwaltung und bürokratische Abwicklungen Kosten in Millionenhöhe. Umgerechnet wären 1 Prozent in etwa 22.500 Studenten. 0,84 Prozent sollen vom Deutschlandstipendium tatsächlich profitieren. Diese Zahl ist in den letzten Jahren nur geringfügig angestiegen. Umgerechnet auf einzelne Bundesländer sprechen die Zahlen für sich. Im Saarland haben fast 1,22 Prozent das Deutschlandstipendium in Anspruch genommen. In Hamburg waren es nicht einmal 0,08 Prozent. Ausgerechnet der Deutsche Gewerkschaftsbund fordert nunmehr, dass dieses Stipendium eingestellt werden soll. Stattdessen sollen die dadurch freiwerdenden Mittel direkt in das Bafög fließen.

Deutschlandstipendium – Hohe Verwaltungskosten

Die Kosten für das Deutschlandstipendium werden auf 47 Millionen Euro pro Jahr berechnet. Von dieser Fördersumme gehen fast 21 Prozent für die Verwaltungskosten drauf. Ein satter Posten. Insgesamt zeigt sich das Deutschlandstipendium träge und unnütz, so die Kritiker. Auch der Bundesrechnungshof kritisierte zuletzt die hohen Verwaltungskosten.

Einige der Grünenpolitiker sprechen sich allerdings weiterhin für die Förderung aus. Mittlerweile ist das Ziel von ehemals 8 Prozent beim Deutschlandstipendium auf unter 2 Prozent angepasst. Nun hört sich die Zahl der Anspruch Nehmer (0,84 %) schon deutlich positiver an. Getreu dem Motto: Was nicht passt, wird einfach passend gemacht. Die zwei Prozent sollen nach der Schätzung von Kai Gehring (Die Grünen) erst 2028 erreicht werden. Eine gewagte Kalkulation, die gleichzeitig besagt, dass bis zu dem Zieljahr, die Vergabe weiterhin unter 1 Prozent stattfinden wird. Gedacht war das Deutschlandstipendium vor allem als eine Art Stipendienförderung für Flüchtlinge aus Kriegs- und Krisenregionen. Doch diese nutzen das Deutschlandstipendium kaum.

Wer profitiert

Wer profitiert dann von dem Deutschlandstipendium? Eine Frage die bislang nicht beantwortet werden kann. Geht es nach den Mitgliedern, die sich im Beirat des Deutschlandstipendiums befinden, hat sich die Förderung zu einem profitablen Mittel entwickelt. Bedenken wir dabei, dass die Verwaltungskosten 21 Prozent des Etats ausmachen, muss das „profitabel“ allerdings neu ausgelegt werden. Vielleicht verfährt man hierbei genauso, wie mit den ehemals 8 Prozent als Zielvorgabe, die dann einfach auf 2 Prozent gesenkt wurden. Ein kleines Zahlenspiel, das die Statistiken bereinigt und die Chancen für die Zukunft erhöht …

Eingeführt wurde das Deutschlandstipendium im Jahre 2011 durch die damalige Bildungsministerin Annette Schavan. 300 Euro gibt es als Förderung für Nachwuchsakademiker. Und das vollkommen unabhängig vom Einkommen der Eltern. Ein großer Schwachpunkt beim Deutschlandstipendium. Doch es gibt weitere Schwachpunkte. So sollen die 300 Euro je zur Hälfte vom Staat und zur anderen von privaten Geldgebern aufgebracht werden. Hochschulen müssten also in jedem Einzelfall für das Deutschlandstipendium immer einen privaten Geldgeber finden. Das ist jedoch in Deutschland besonders schwierig. Nur wenige Hochschulen haben bereits die Verbindung zur privaten Wirtschaft für sich entdeckt. Insgesamt wird so die Suche um geeignete Förderer zu einem Akt bürokratischer Verschwendung. Statt einer Nachbesserung beim Deutschlandstipendium wurden aber einfach die Zielvorgaben gesenkt. Und fertig ist ein glanzvolles Projekt, das nun mit seinen Zahlen schon beinahe überzeugen kann.

 

 

Bildquellenangabe: Andreas Hermsdorf  / pixelio.de