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Regelstudienzeit gerät immer mehr in Kritik

Schon häufig ist die Regelstudienzeit in die Kritik geraten. Auch dieses Jahr reißt das Gespräch nicht ab. Denn längst gehört die Regelstudienzeit bei vielen Studenten nicht mehr zur Regel, als mehr zur Ausnahme. Für viele junge Menschen fehlt hierbei der Raum für die eigene persönliche Entwicklung. Die Regelstudienzeit lässt nur wenig Raum für private Möglichkeiten. Daher werden auch die Stimmen der Studenten immer lauter. Viele sagen sich heute ganz bewusst: „Ich will mir Zeit lassen …“

Vor allem wenn zusätzlich Zeit in ein Auslandspraktikum oder andere Schulungsmaßnahmen gesteckt werden soll, die das Fachwissen auch praktisch vertiefen können, erweist sich die Regelstudienzeit als deutliches Hemmnis. Vielfach sei eine solche Kombination dann kaum möglich.

Regelstudienzeit wird zur Ausnahme

Die Statistiken sprechen ein deutliches Bild. Immer weniger Studenten können sich mit der Regelstudienzeit anfreunden. So lag die Zahl derer, die innert der Regelzeit einen Abschluss erlangten in dem letzten Jahr gerade einmal bei 39,3 Prozent. Das ist noch nicht einmal die Hälfte und zeichnet so ein deutliches Bild. Dabei variiert die Studienzeit natürlich auch klar nach der eigentlichen Fachrichtung. Statistiken zufolge kämmen vor allem Verwaltungswissenschaftler und Sozialpädagogen mit der Regelstudienzeit aus. Sozial- und Kulturwissenschaftler würden das aber gerade einmal zu 50 Prozent schaffen. Noch dunklerer sieht es bei den Wirtschaftswissenschaften und den Informatikern aus. Hier liegen die Zahlen teilweise deutlich unter 40 Prozent.

Regelstudienzeit – Ohne Überraschung

Das wirklich Schlimme an diesen Zahlen und Erkenntnissen ist aber, dass diese Ergebnisse schon lange nicht mehr überraschen. Die Werte sind sowohl in der Hochschullandschaft als auch in der Politik bekannt. Zwar werfen diese Zahlen immer wieder Fragen auf, doch eine Änderung oder eine ernstzunehmende Diskussion zur Regelstudienzeit bleibt bislang aus. Grundidee der Bologna-Reform und der damit verbundenen Einführung von Bachelor und Master sollten vor allem in der Verkürzung der Studienzeit liegen. Viele Experten stellen sich dabei mittlerweile die Frage, ob das so verschulte Lernen wirklich sinnvoll ist oder nicht doch zu einem ganz anderen Effekt führen würde. Immerhin fällt deutlich auf, dass die Regelstudienzeit praktisch kaum Raum für die eigenen Bedürfnisse lässt. Junge Menschen benötigen aber Freiraum, auch um sich persönlich weiter zu entwickeln oder einfach nur um die Zeit zu haben, ein Buch zu lesen. Durch die Regelstudienzeit wird dieses jedoch häufig viel zu stark reglementiert.

Eigentlich sollte die Fristziehung zum Vorteil der Studenten sein, in dem die Hochschulen die Studiengänge entsprechend auf das Zeitvolumen ausrichten sollten. Heute hingegen müssen viele befürchten, die eben nicht die Regelstudienzeit einhalten können, als Bummler bezeichnet zu werden. Und gerade das ist meistens nicht der Fall. Wenn Studenten mehr Zeit benötigen, hat das oft einen nachvollziehbaren Grund. Ob das nun in Verbindung mit einem Auslandspraktikum oder anderen Lernpunkten ist, alles das festigt das Wissen. Doch es überzieht auch deutlich die Regelstudienzeit. Insbesondere junge Menschen, die zusätzlich für den Lebensunterhalt noch jobben oder ein Kind erziehen, hätten mit dieser Regelzeit große Probleme.

Regelstudienzeit und Bafög

Auch beim Bafög zeichnet sich die Regelstudienzeit als Problem ab. Studenten, die länger benötigen, müssten dann erneut einen Antrag stellen, um auch weiterhin gefördert zu werden. Das Fatale: Nun sind sie gezwungen Gründe zu benennen, warum sie die Regelstudienzeit nicht bewältigen konnten. Teilweise müssen diese auch genauestens belegt wert. Für viele Studenten ein glatter Schlag ins Gesicht. Die Forderung nach einer Anpassung bei der Regelstudienzeit wird zwar immer lauter, doch es gilt derzeit als unwahrscheinlich, das es zu ernsthaften Diskussionen oder gar Abänderungen kommen wird.

Bild: ToniD. / pixelio.de